Was tun gegen den Lehrermangel?

Seit Jahren wird vor einem Lehrermangel gewarnt. Jetzt ist er da. Und dies bevor die sogenannten "Babyboomer" geschlossen in Pension gehen. In der Primarschule konnten mehrere Stellen nicht besetzt werden.

Die Studierenden der PH Wallis springen ein. Dies ist eine pragmatische und gute Lösung, eine sehr spannende noch dazu (s. unten). Doch sie wirkt nur kurzfristig gegen den Lehrermangel. Denn deshalb entscheiden sich nicht mehr Personen für den Beruf bzw. dafür, den Beruf auch längerfristig auszuüben.

Wie kann der Lehrerberuf (wieder) an Attraktivität gewinnen?

 

Ganz sicher durch die Verbesserung des öffentlich wahrgenommenen Berufsbildes sowie durch das Sicherstellen von guten Rahmenbedingungen zur Berufsausübung.

 

Angesetzt werden kann aus meiner Sicht beispielsweise bei folgenden Aspekten:

... bei der Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen

Das Ausbildungsniveau muss hoch bleiben. Denn ein hohes Ausbildungsniveau führt zu einer Hebung des Ansehens eines Berufs und stellt sicher, dass sich leistungsfreudige und belastbare Menschen für diesen Beruf entscheiden. Angesichts der sich ständig wandelnden Anforderungen muss auch die Weiterbildung der Lehrpersonen einen grossen Stellenwert haben. Dafür sollten mehr Anreize geschaffen werden.

... bei den Laufbahnperspektiven

Es braucht Entwicklungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten, die zu einem differenzierten und dynamischen Berufsfeld führen. Vielfältige Laufbahnen sowohl innerhalb der Lehrtätigkeit wie auch darauf aufbauend sind bereits jetzt möglich:

  • Spezialisierung und Vertiefung (z.B. Schwerpunktsetzungen als Praxislehrperson, Mentorin für Berufseinsteigende, Zuständigkeiten im IT-Bereich),
  • Übernahme einer neuen Funktion (Heilpädagogin, DfF-Lehrperson, Schulleiterin) oder 
  • Ausüben einer neuen Tätigkeit im Bildungsbereich (z.B. in der Lerntherapie, an einer Hochschule).

Die verschiedenen Laufbahnperspektiven sollten weiter ausgebaut und gefördert werden.

... bei der Entlöhnung

Über Lehrerlöhne zu sprechen führt immer zu kontroversen Diskussionen. Einen Aspekt will ich hier jedoch besonders einbringen: Bei der ersten Anstellung einer Lehrperson in einer öffentlichen Schule des Kantons Wallis wird die Anfangsbesoldung in den ersten 12 Monaten um 5% reduziert. Dadurch liegt der Einstiegslohn weit unter dem Schweizerischen Durchschnitt. Gerade Junglehrpersonen, die ihre Ausbildung ausserhalb des Kantons absolvieren, motiviert dies nicht zur Rückkehr ins Wallis. Auch das Anwerben von Lehrpersonen aus anderen Kantonen wird dadurch schwierig.

Im Moment steigen die Lehrerlöhne jährlich anhand von Erfahrungsstufen. Ein Anreiz könnte auch eine Entlöhnung mittels Leistungsbeurteilung sein. In dem z. B. die Mitarbeitendengespräche lohnrelevant werden. Oder ein Mix aus Erfahrungsstufen und Leistungslohn. Oder in dem das Absolvieren einer grösseren Weiterbildung zu einer Lohnerhöhung führt. Man könnte überlegen, dies anzupassen. Es ist eine Idee, nicht zu Ende gedacht aber doch prüfenswert, finde ich.

... bei den Arbeitsbedingungen

Diese müssen dahingehend verbessert werden, dass der Trend zur Reduktion des Beschäftigungsgrades und zum Ausstieg aus dem Beruf gebremst wird. Der Ausstieg erfolgt häufig in den ersten Berufsjahren. Also gilt es, den Fokus auf die Berufseinstiegsphase zu legen und die Lehrpersonen in dieser Phase aktiv zu unterstützen. Zudem könnte eine aktive Begleitung und Unterstützung auch mehr interessierte Lehrpersonen für den Wiedereinstieg motivieren.

... bei der Pensionierung

Nächstens folgt eine Pensionierungswelle bei den sogenannten Babyboomern. Die Pensionierung soll variabel gehandhabt werden können, so dass Personen nicht mehr sofort zum Altersrücktritt gedrängt werden, sobald sie die Beitragszeit an die Pensionskasse erfüllt haben.

... bei der Wertschätzung durch uns Eltern

Ab und zu ein aufrichtiger Dank an all die engagierten Lehrpersonen, das ist ein Zeichen für Wertschätzung und Anerkennung. Denn die Lehrpersonen leiten unsere Kinder zum Lernen an und begleiten sie in ihrer Entwicklung. Und sie haben oft viel Geduld mit uns Eltern. Darum hier von meiner Stelle: Danke fürs Dranbleiben. Danke für euer Engagement und eure Arbeit.

*Das Projekt Partnerschulen der PH Wallis

Meine Tochter kommt im nächsten Schuljahr in den Genuss dieses Projekts. Es wurde uns Eltern vom PH-Dozenten und Projektleiter Efrem Kuonen vorgestellt und es tönt sehr spannend. Lanciert wurde es aus fachlichen Überlegungen, um den Berufseinstieg bzw. den Übergang von der Ausbildung in die Berufstätigkeit optimal zu gestalten. Wegen dem Mangel an Lehrpersonen wird es nun ein Jahr früher als geplant umgesetzt.

Die Idee: Ein Tandem aus zwei Studierenden im letzten Studienjahr unterrichten bereits an einer Schule. Sie übernehmen eine Klasse und planen somit bereits ein ganzes Schuljahr, sie arbeiten im Lehrerteam mit, führen die Elterngespräche usw. Begleitet werden sie von Praxislehrpersonen vor Ort sowie von den Dozierenden der PH. Abwechselnd besuchen sie Veranstaltungen an der PH und arbeiten in der Schule. Für unsere Tochter bedeutet dies: Teamteaching und zwei motivierte junge Lehrerinnen. Ich finde das Projekt total spannend und kann mir gut vorstellen, dass es "Schule macht". Ich freu mich drauf.


Foto: unsplash.com

Danica Zurbriggen Lehner

3920 Zermatt