(M)eine Meinung: eine Politik der frühen Kindheit lohnt sich.

Eine Politik der Frühen Kindheit hat zum Ziel, Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt in ihrem Lern- und Entwicklungsprozess in- und ausserhalb der Familie zu unterstützen. Themen wie Familie, Kindheit und Erziehung werden oft als Privatsache angesehen. Als etwas, das die Politk nichts angeht und keine öffentlichen Gelder kosten soll. Doch das sehe ich anders.

 

 

Kinder lernen bereits vor dem Schuleintritt viel. In der Familie, mit Gleichaltrigen, auf dem Spielplatz, in der Nachbarschaft, in der Spielgruppe und in der Kita. Beim Eintritt in den Kindergarten sind die Unterschiede in den motorischen, sprachlichen, kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder riesig. Rückstände können erfahrungsgemäss während der ganzen Schulzeit kaum mehr aufgeholt werden. Deshalb ist es wichtig, schon vorher eine möglichst gute Entwicklung in allen Bereichen zu unterstützen und damit für optimale Startbedingungen zu sorgen. Eine Politik der frühen Kindheit ist somit auch eine Politik zur Förderung der Chancengerechtigkeit.

Eine Politik der frühen Kindheit umfasst Bildungs- und Betreuungsangebote wie Spielgruppen und Kindertagesstätten ebenso wie Unterstützungs- und Beratungsangebote (z.B. Mütter-/Väterberatung, Elternbildungsangebote) und Massnahmen zur Gestaltung des Wohnumfeldes von Kindern und Familien. Mit einer Politik der frühen Kindheit ist hingegen NICHT gemeint (und das ist mir wichtig zu betonen), dass Kinder möglichst früh eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument lernen und/oder einen vollen Wochenplan haben sollen. Im Gegenteil, ich bin eine grosser Fan vom freien Spiel. Es geht darum, den Kindern ein anregungsreiches Umfeld mit vielfältigen Lerngelegenheiten zu bieten. (Beispiele dazu gibt es im Projekt kinder-4.ch)

Was bringt eine Politik der frühen Kindheit konkret?

Investitionen in die frühe Kindheit bringen Entlastung für die Schule. Denn der personelle und finanzielle Aufwand für die Förderung von Kindern mit Entwicklungsrückständen und für sonderpädagogische Massnahmen wird geringer. Die vorhandenen Ressourcen können so allen Kindern zugute kommen, denjenigen mit einem besonderen Unterstützungsbedarf ebenso wie denjenigen mit besonderen Begabungen. Investitionen in die frühe Förderung zahlen sich aus: Frühe Förderung macht Gemeinden attraktiver und lohnt sich auch finanziell (siehe Punkt 5 unten).

 

Der Schweizerische Gemeindeverband zählt 5 Argumente für eine Politk der frühen Kindheit auf.

 

Eine Politik der Frühen Kindheit... 

  1. ... verringert die Entwicklungsunterschiede beim Kindergarteneintritt: Frühe Förderung erhöht die Bildungschancen von Kindern im Vorschulalter, nivelliert ungleiche Startbedingungen und verbessert damit die Chancengerechtigkeit.
  2. ... stärkt die Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe: Eine umfassende Frühe Förderung nützt nicht nur den Kindern, sondern unterstützt auch die Eltern und erweitert ihren erzieherischen Handlungsspielraum und ihre Kompetenzen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Entwicklung der Kinder aus.
  3. ... ist Armutsprävention: Frühe Förderung verringert die Gefahr, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien später selber arbeitslos oder sozialhilfeabhängig werden. Damit hilft sie zu vermeiden, dass Armut von den Eltern an die Kinder weitergegeben wird.
  4. ... ist effizient: Die frühe Kindheit ist für die soziale und kognitive Entwicklung entscheidend. Qualitativ hochstehende frühe Förderung ist nicht nur besonders wirksam, insbesondere für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, sondern auch effizient und deutlich kostengünstiger als spätere Unterstützungs- und Fördermassnahmen.
  5. Investitionen in die frühe Kindheit zahlen sich aus: Sie macht Gemeinden attraktiver und lohnt sich auch finanziell. Denn sie verbessert nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern hilft auch, spätere Ausgaben im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen einzusparen. Der Ausbau der Betreuungsangebote trägt zu einer höheren Erwerbstätigkeit der Mütter bei, erhöht die Steuereinnahmen und senkt das Sozialhilferisiko.

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Danica Zurbriggen Lehner

3920 Zermatt