Die langen Sommerferien. 6 1/2 Wochen waren es diesmal. Sind sie Segen oder Fluch? Ich persönlich mag sie sehr, auch wenn sie uns Eltern organisatorisch einiges abverlangen. Ist es doch eine Zeit im Jahr, in der wir mehr Ausflüge machen, den Tag weniger strukturieren, keinen Druck durch Hausaufgaben und keinen Prüfungsstress haben. Gleichzeitig denke ich, eine Woche weniger wäre auch ok.
Ich habe zwei Vorschläge und bin sehr gespannt, wie ihr diese einschätzt. Als Eltern, als Lehrpersonen, als Schüler:innen.
Eine Woche weniger Sommerferien. Wäre auch ok. Oder?
Die Kinder haben 7 Wochen Sommerferien, wir Eltern 5 Wochen Ferien insgesamt. Aus Elternsicht würden kürzere Sommerferienweniger Improvisation abverlangen. Es helfen zwar Grosseltern, Feriencamps, ein Ferienjob. In einigen Orten wird ein Sommerprogramm der Tagesschule angeboten. Aber leider längst nicht überall. Und die Angebote sind oft sehr kostspielig.
Aus Kindersicht wären kürzere Sommerferien v.a. mit Blick auf die Chancengerechtigkeit prüfenswert. Margrit Stamm spricht in diesem Zusammenhang in einem Artikel in der NZZ vom Sommerlocheffekt: Sommerferien unterbrechen den Lernrhythmus und führen durch Vergessen des Lernstoffes zu Kompetenzverlusten. Je länger die Ferien andauern, umso grösser ist der Effekt.
Simon Stadler hält dem, ebenfalls in der NZZ, entgegen. Er sagt: «Nicht alles, was man für das spätere Leben und den Beruf lernen soll, lernt man in der Schule. Vieles lernt man in den Ferien, wenn man zu Hause mithilft oder auch in einem Blauring-Lager.» Ich würde ihm gerne zustimmen. Nur: die wenigsten Kinder müssen heute noch in der Landwirtschaft mithelfen, was ja immer noch als Begründung für die langen Sommerferien herhalten muss. Die meisten Eltern arbeiten ausser Haus, es muss also eine Betreuungslösung organisiert werden. Und Feriencamps können sich nicht alle Familien leisten. Was eben mit Blick auf Chancengerechtigkeit sehr problematisch ist.
In Studien zeigte sich, dass Kinder aus benachteiligten Familien vom Sommerlocheffekt noch mehr betroffen sind, da Kinder aus begüterten Familien ihre Kompetenzen in Feriencamps oder Sommerkursen erweitern können. Die Aufgabe der Schule ist es aber, Chancengerechtigkeit bestmöglich herzustellen bzw. zu gewährleisten.
Zwei Vorschläge: Die Ferien anders einteilen oder kürzen
1) Konsequent 8 Wochen Schule, 2 Wochen Ferien während dem Schuljahr. 5 Wochen Sommerferien
Diesen Vorschlag hat mir eine Parteikollegin weitergeleitet. Wir handhaben dies im Oberwallis auch bereits mehr oder weniger so. Es ginge aber noch konsequenter, indem wir 2 Wochen Skiferien für die Tourismusorte und 2 Wochen Maiferien für alle anderen Orte definieren würden. Dafür wären die Sommerferien eine Woche kürzer. Dies wäre vom Kind her gedacht ein Plus, weil die achtwöchigen Blöcke nicht zu kurz und nicht lange sind und die zwei Wochen Ferien jeweils ausreichend Erholung bieten. Ich bin mir jedoch bewusst, dass damit die Betreuungssituation für Eltern nicht automatisch einfacher würde.
2) Nur noch 11 oder 12 Wochen Schulferien
Darum der 2. Vorschlag, den ich in der Aargauer Zeitung las: Der Schulstoff und die Unterrichtszeit werden auf mehr Wochen verteilt. Also z. B. weniger Wochenlektionen, dafür eine bis zwei Wochen länger Schule. Dies gäbe auch mehr Freiraum für Hobbies, sind die Wochen für die Kinder doch sehr getaktet. (S. dazu meinen Blogbeitrag zu den Schul- und Hausaufgabenzeiten).
Ich habe die Idee nicht zu Ende gedacht und werfe die Frage mal einfach in den Raum: was sagen Lehrpersonen und Schulleitungen zu kürzeren Sommerferien? Oder generell weniger Schulferien, dafür mehr schulfreier Zeit während den Schulwochen? Käme ihnen dies auch entgegen? Was halten die Eltern davon? Und wie schätzen die Kinder diese Idee ein?
Ich freue mich über eure Gedanken und Ideen.